
Huf-Profis aus aller Welt bei Equipodo – Cornelia Klarholz…
Huf-Profis aus aller Welt bei Equipodo (3)
In den kommenden Wochen möchten wir Euch unsere internationalen Experten vorstellen, die am Equipodo Huf-Kongress Pfingsten 2019 teilnehmen.
Teil 3: Cornelia Klarholz, Pferde-Osteopathin und Spezialistin für Faszien-Therapie, lebt in Horn – Bad Meinberg, ist aber oft „on tour“, um Pferde zu behandeln oder Wissen zu vermitteln. Unter anderem gibt sie regelmäßig Seminare in Zusammenarbeit mit Stefanie Niggemeier, wo gesundheitliche Aspekte auch gleich in die Ausbildung der Pferde einfließen. Das Thema Balance geht Cornelia auch im Hinblick auf fasziale Zusammenhänge ganzheitlich an, wobei der Huf aber eine tragende Rolle spielt.
Wie bist Du zu den Pferden gekommen?
Ein Freund meines Vaters hatte zwei Rasenmäher-Shettys – wie man das so in den 70er Jahren machte. Schon als Sechsjährige konnte ich mit ihnen stundenlang den Wald durchstreifen und Entdecker spielen. Obwohl später dann der klassische Reitstall und Reitausbildung folgte, haben „Max & Moritz“ mein inneres Bild vom Sein mit dem Pferd bis heute geprägt.
Was hat Dich bewegt, um Dich beruflich der Gesundheit der Pferde zu widmen?
Mein ursprünglicher Wunsch war es, therapeutisches Reiten für Humanpatienten anbieten zu können. Nachdem ich mich an einer Schule für Humanphysiotherapie auf den Weg gemacht hatte und immer mehr ein Bewusstsein für Schmerzzustände und körperliche Einschränkungen bekam, konnte ich meine Augen nicht mehr vor der Realität unserer Reitpferde verschließen. Ich habe meine erste Pferdeosteopathen-Ausbildung 2006 abgeschlossen; damals waren Therapeuten noch nicht ganz so häufig wie heute. Mittlerweile gehört es glücklicherweise zum guten Ton, das Pferd untersuchen und behandeln zu lassen. Aufklärung für die Pferdebesitzer und Blickschulung ist mir neben der Arbeit am tierischen Patienten ein Hauptanliegen.
Wo hast Du die Faszientherapie kennengelernt?
Auch wenn die Faszienforschung und damit auch die therapeutischen Ansätze im vergangenen Jahrzehnt unglaubliche Fortschritte gemacht haben, ist die Gesamtthematik in der Physiotherapie ja nicht neu. Bereits an der Schule für Humanphysiotherapie war die Behandlung des Bindegewebes Ausbildungsinhalt. Weitere große Einflüsse auf meine Arbeit hatten meine Dozenten bei der ICREO, die Techniken des Equine Touch nach Jock Ruddock, meine liebe Dozentin Liza Kimble und sehr viel mein eigenes Studium der neuesten Faszienforschung. Ich habe zudem das große Glück, im privaten Umfeld hervorragende Humanosteopathen und Physiotherapeuten an meiner Seite zu wissen, mit denen der fachliche Austausch und Transfer vom Human- zum Veterinärbereich gelingt.
Wie haben sich die Erkenntnisse über Faszien und deren Rolle in der Pferdegesundheit in den vergangenen Jahren entwickelt?
Weltweit gibt es Forscherteams, die hochspannende Erkenntnisse erarbeiten. So wird immer deutlicher, wie groß der Einfluss der Fasziengesundheit auf unser Schmerzgeschehen und wie bedeutend der tensegrale Funktionsfluß im Gesamtgebilde des Bewegungsapparates ist. Dank engagierten veterinärmedizinischen Forscherinnen wie Prof. Dr. Vibeke Elbrønd wissen wir mittlerweile, dass die fasziale Anatomie des Pferdes in weiten Zügen der des Menschen entspricht. Wie oben erwähnt, ist der Transfers von Therapieansätzen aus dem Humanbereich in den Pferdebereich und deren Weiterentwicklung ein ständig wachsendes Feld.
Was erhoffst Du Dir vom internationalen Kongress in Herzberg?
Wenn es gelingt, im Kreis der Hufbearbeiter ein neues Verständnis der Bewegungsabläufe und ihrer Kraftlinien auf Grundlage der Biotensegrität entstehen zu lassen, ist für die Pferdewelt viel gewonnen. Es ist an der Zeit, den Huf als hochbeweglichen Teil eines Ganzen zu verstehen, der eben auch enormen Einfluss auf das Gesamtkonstrukt Körper hat; davon bin ich überzeugt. Die Frage nach der tensegralen Anbindung des Hufes an den Bewegungsapparat, die wir verfolgen wollen, finde ich sehr bedeutend und hoffe, dass es möglichst vielen Pferdetherapeuten jeder Couleur ebenso geht.