
Hufkrebs – behandelbar, aber aufwändig !
Fallbeispiel „Mr. Fuß„
Equipodo wurde gebeten sich beratend zu einem Hufkrebsfall zu äußern. Es war angedacht das Pferd in einer Klinik zu operieren um es dann wenige Tage später zur Nachsorge zu entlassen.
Nach Analyse der Situation war klar, dass im örtlichen Stall keine sachgerechte Nachsorge möglich war. Die hygienischen Rahmenbedingungen entsprachen nicht den Anforderungen, die der frisch operierte Hufkrebs nachsich zieht.
Wir haben dann angeboten, dass Pferd nach Herzberg in unseren eigenen Stall zu holen, dort zu operieren und die Nachsorge zu garantieren. Unsere Boxen sind 5 x 5 Meter groß und besitzen einen ebenso großen Paddock pro Box. Beide Flächen sind betoniert, was auch aufwendige Ansprüche an Hygiene im Hufbereich ermöglicht. Die Wände bestehen aus einem Metallständerwerk mit eingelassenen Kunststoffbrettern. Auch hier kann ein hohes Maß an Sauberkeit garantiert werden.
Am Tag der OP installierten wir in der Box mehrere LED-Strahler um optimale Lichtverhältnisse zu garantieren und stellten alle notwendigen weiteren Rahmenbedingungen, wie Wasser, Strom, Tücher, Verbandsmaterial etc.
Das Team bestand aus einem Tierarzt, einem befreundeten, besonders erfahrenen Hufschmied und uns. Selbstverständlich war auch die Besitzerin des Pferdes anwesend.
Vor der OP wurde noch ein Röntgenbild erstellt, um abzuklären, ob ggf. schon Durchbrüche im Sohlenbereich vorlagen, was erfreulicherweise nicht der Fall war.
Der Tierarzt stellte über eine Leitungsanästhesie sicher, dass die OP schmerzarm erfolgen konnte. Eine Stauung unterband einen zu starken Blutfluß. Zur Sicherheit wurde ein zentraler Zugang gelegt, damit der Tierarzt im Notfall schnell handeln hätte können.
Nach Absprache der ersten Schnittfolgen, wurden große Teile der Strahlwucherungen entfernt. An einer Stelle hatte sich der Hufkrebs schon ziemlich tief in die Sohle gearbeitet. Vorsichtig konnte Schicht für Schicht des erkrankten Gewebes abgetragen werden.

Wir hatten im Vorfeld überlegt eine pathologische Bewertung des Materials zu ermöglichen. Leider konnten wir in diesem Fall noch keine parallele Pathologie stellen. Obwohl mit dem Hufschmied, dem Tierarzt und uns durchaus viel Erfahrung vor Ort war, taten wir uns an einigen Stellen schwer zu erkennen, ob es sich noch um krankhaftes Zellmaterial handelte oder doch schon um gesunde Gewebsschichten. Aber wir haben erste Schritte veranlasst um in Zukunft eine parallele Pathologie mit Schnellschnitten bieten zu können um damit den Pferden weiteres Nachschneiden bzw. zu tiefes Schneiden zu ersparen.
Die OP verlief reibungslos. Leider musste im Ballenbereich sehr tief bis an die Hautnaht zwischen behaarter und unbehaarter Haut geschnitten werden. Das gab den Ausschlag für die Wahl des Hufschutzes nach der OP. Equipodo formte einen Castschuh, der den Ballenbereich umschloss und so einen Druckverband auch in dem kritischen Bereich der Schnittfläche ermöglichte, welche durch eine dicke Tamponade geschützt wird.
Die medikamentöse Erstbehandlung erfolgte mittels eines starken flüssigen Desinfektionsmittels, gefolgt von einer Medikation in Pulverform, die speziell auf die Hufkrebssituation abgestimmt ist. Nachblutungen wurden direkt mit Hilfe von Celoxgranulat unterbunden.
Mit Rücksicht auf den verantwortungsvollem Umgang mit stark wirksamen Arzneimitteln, werden wir auf eine Veröffentlichung der eingesetzten Wirkstoffe verzichten. Die gehören in die Hand bzw. unter die Kontrolle der Tierärzte. Selbstverständlich bekommt das Pferd auch eine zentrale antibiotische Versorgung und Schmerzmittel.

Nachsorge
In den folgenden Tagen wurde 2 Mal täglich der Verbandswechsel vollzogen. Neben der intensiven pharmakologischen örtlichen Behandlung wurde immer darauf geachtet, auf den Wunden einen sanften Druckverband anzubringen. Es stellte sich heraus, dass nur noch an einer Stelle aus Sicherheitsgründen nachgeschnitten werden musste. Ansonsten schien ein kompletter Abtrag an krankhaftem Gewebe erfolgt zu ein.
Mittels mehrerer Anpassungen des Castschuhs passten wir den Hufschutz an die der Veränderungen der Hufkapsel an.
Diese Veränderungen ergaben sich insbesondere über die Beraspelung des Hufs. Das erkrankte Pferd weist eine starke zehenenge Stellung auf, die fachlich falsch bearbeitet wurde. In der Folge der fehlerhaften Bearbeitung kam es zu einem stark hochgeschobenen lateralen Ballen. Dies führte zu einer massiven Quetschung des Strahls und Teile des medialen Ballens und einer Überlastung der lateralen Sohlenhälfte.
Nach und nach wurde die laterale Seite abgesenkt, was mit einer Öffnung der mittleren Strahlfurche und einer allgemeinen Entspannung des Ballenbereichs beantwortet wurde. Der extreme Zwanghuf verschwand. Die mittlere Strahlfurche konnte nun in die medikamentöse Behandlung mit einbezogen werden und erlaubte nach ein paar Tagen den Abtrag von den letzten Resten vermutlich krankhaften Gewebes.
Dieser Öffnungs- und Balancierungsvorgang war besonders beeindruckend und scheint die Erfahrung vieler Hufkrebsbehandler zu bestätigen. Hufkrebs bildet sich weit schneller bei fehlerhafter Bearbeitung des Hufes und verschwindet auch schneller bei Korrektur der Verstellung. Dieses Pferd wies besonders viel kritisches Gewebe im gequetschten Strahlbereich auf und auf der Sohlenhälfte, die besonders unter Druck stand. Andere Bereich waren weitestgehend frei von krankhaftem Gewebe.
Hufkrebs Fallbeispiel „Mr. Fuß“ – Tag 1 nach der OP
Das Celoxgranulat hat ganze Arbeit geleistet: Die Wunde hat so gut wie gar nicht nachgeblutet und ist sauber
Hufkrebs Fallbeispiel „Mr. Fuß“ – Tag 2 nach der OP
Der Verband wird 2x täglich gewechselt und die Wunde fachmännisch versorgt.
Hufkrebs Fallbeispiel „Mr. Fuß“ – Tag 3 nach der OP
Das aufwändige Wundmanagement fruchtet. Die Wunde sieht sehr gut aus, ist trocken und heilt gut ab. „Mr. Fuß“ belastet den erkrankten Huf vollständig und verlässt seine Entlastungshaltung
Hufkrebs – Fallbeispiel: „Mr. Fuß“ Tag 5 nach der OP
Es passiert viel!
Nachdem gestern durch die Regulierung des Ballenschiefstands ein neuer Cast angepasst werden musste, öffnet sich heute die mittlere Strahlfurche
Hufkrebs – Fallbeispiel: „Mr. Fuß“ Tag 6 nach der OP
Hufkrebs – Fallbeispiel „Mr. Fuß“ Tag 8
Fallbeispiel – Hufkrebs „Mr. Fuß“ Woche 2 nach der OP
Der Huf verändert sich weiterhin positiv und der Strahl öffnet sich zunehmend.
Dieses Foto lässt erahnen, wie viel Druck die Fehlstellung auf die äußere Wand bringt.
Die Casttrilogie 😁
Man erkennt an den unterschiedlichen Formen des Casts ganz deutlich die Entwicklung des Hufes.
Reihenfolge von rechts nach links, jeweils mit einer Woche Abstand.
Auf Grund des defizitären Allgemeinzustandes, haben wir uns von Anfang an für eine ganzheitliche Behandlung entschlossen. Mr. Fuß wurde direkt mit entgiftenden Kräuter unterstützt und der Darm befindet sich in der Sanierung. Als er zu uns kam war er sehr aufgebläht und hat sichtbar Giftstoffe über Haut und Darm ausgeschieden. Nachdem er auf eine abgestimmte Heufütterung umgestellt wurde, veränderte sich der Zustand in den folgenden Tagen zunehmend positiv.
Zudem haben wir uns für eine Behandlung mit dendritischen Zellen entschlossen.
Die Behandlung von Mr. Fuß in Zusammenarbeit mit Dr. Thomas Grammel aus Osterode am Harz
Immunologie – das Immunsystem des Pferdes wieder auf den richtigen Weg bringen
Grundlage der Behandlung von Mr. Fuß war – wie gezeigt – die chirurgische Behandlung und fachmännische Nachbehandlung durch die Cracks von Equipodo. Da uns allen klar war, dass Mr. Fuß ein gestörtes Immunsystem hatte, wurden alle Register gezogen, um den ganzen Körper fit zu machen. Das Team von PetBioCell startete eine immunologische Behandlung mit dendritischen Zellen. Dabei wird dem Pferd Blut entnommen. Im Reinraumlabor von PetBioCell (www.petbiocell.de) werden die Monozyten herauszentrifugiert und in Immunzellen (die sogenannten dendritischen Zellen) umgewandelt. Diese Zellen werden einfach in die Haut des Pferdes appliziert und stimulieren das Immunsystem. Bitte sprecht das Team von PetBioCell an, wenn Ihr Pferde habt, die immunologische Probleme zeigen, aber auch bei Tumorpatienten. Wir sind froh über die Zusammenarbeit mit PetBioCell. Und das Beste: Ihr über Euren Haustierarzt diese Behandlungsmöglichkeit erhalten.