
Sohlenwölbung oder Plattfuß
Sohlenwölbung oder Plattfuß
Für Hufbearbeiter, gleich welcher Richtung, ist die Wölbung der Sohle ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Aber wie so oft im Hufbearbeitungsbereich, ist nicht definiert, wie genau eine gute Wölbung aussehen sollte. Man ist sich allenfalls darin einig, dass ein echter „Plattfuß“ sprich ein Huf ohne nennenswerte Wölbung eher problembehaftet ist.
Warum eigentlich Wölbung?
Es gibt viele Hinweise, dass gesunde Hufe eine gut ausgeprägte Sohlenwölbung mit einer entsprechend dicken Sohle haben. Dies ist allerdings statistisch unseres Wissens nie bewiesen worden und kann somit auch gerne bezweifelt werden. Wer allerdings wie wir die Erfahrung gemacht hat, dass eine gute Sohlenwölbung die Situation der Pferde deutlich verbessert, der mag in den folgenden Abschnitten nachlesen, wie wir versuchen eine Wölbung zu erreichen. Wir glauben, dass eine gute Sohlenwölbung die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Lage des Hufbeins deutlich erhöht.
Allerdings ist die korrekte Lage des Hufbeins bei den Experten äußerst umstritten. Sie zu erörtern würde viele Seiten füllen. Deshalb beschränken wir uns an dieser Stelle mit den Techniken, wie wir versuchen eine gute Sohlenwölbung zu fördern.
Haben wir immer Erfolg?
Definitiv nein, aber wir bessern uns. Immer mehr Pferde schaffen es, solange wir nur hartnäckig genug an der Sache arbeiten.
Womit haben wir oft Erfolg?
Die korrekte Hufbearbeitung
Grundlage aller positiven Aktivitäten ist die prinzipiell korrekte Hufbearbeitung. Oftmals reicht es schon aus, dass wir Hufe korrekt bearbeiten und schon bildet sich auch eine Wölbung. Hier sei nur das Beispiel der untergeschobenen Trachten bei gleichzeitig zu langer Zehe genannt sein. Solche Hufe weisen oftmals kein Gewölbe mehr auf und können das dann auch nur wieder bilden, wenn Zehe und Trachten wieder angepasst werden.
Damit soll natürlich keineswegs behauptet werden, dass wir immer und überall wissen, wie Hufe prinzipiell korrekt bearbeitet werden. Wir glauben, dass Hufbearbeiter bezüglich korrekter Hufbearbeitung noch Vieles nicht wissen und da machen wir so gar keine Ausnahme. Aber so ein paar der typischen Problemdefizite sind dann schon bekannt und das sind z.B. jene untergeschobene Trachten, die nicht sein müssen.
Der flexible Beschlag
Das Erkennen der positiven Wirkung von flexiblen Beschlägen auf die Sohlenwölbung und damit auf die ganze Regeneration der Hufe war ein Zufall.
Wir hatten einen Huf mit stark verpilzten und ausgebrochenen Wänden. Wände die keinen Nagel mehr aufnehmen konnten. Wir brachten einen Klebebeschlag des Typs Easyshoe Performance an. Zu unserem Erstaunen wuchs der Huf extrem schnell, viel schneller als unter Duplos oder Eisen. Als wir nach 4 Wochen den Bekleb abnahmen, weil die Hufe viel zu lang waren, konnten wir eine wunderschöne Sohlenwölbung begutachten.
Selbstverständlich glaubten wir nicht was wir sahen und erklärten uns die Phänomene durch alle möglichen anderen Effekte.
Aber im Laufe der folgenden Monate und Jahre bestätigte sich unsere Beobachtung. Wir konnten auch langjährigen Platthufpferden mit beweglichen Beschlägen helfen, die Situation nachhaltig zu verbessern. Es gelang nicht immer, aber überraschend oft und manchmal sogar rasend schnell.
Mittlerweile haben wir die Bestätigung aus aller Welt, dass bewegliche Beschläge sich positive auf die Gesundheit und das Wachstum der Hufe auswirken.
Aber warum diese Wirkung?
Wir können nur vermuten. Uns machte es sehr nachdenklich, dass sich die positive Wirkung auch bei den Hufen einsetzte, die seit Jahr und Tag barhuf gepflegt wurden und trotzdem nie eine Wölbung aufwiesen. Zuerst dachten wir an eine dicke Schicht Zerfallshorn, die sich unter dem Beschlag gelöst hatte und eine gut versteckte Sohlenwölbung freilegte.
Aber nach und nach mussten wir feststellen, dass es auch viele Barhufe gibt, die Platthufe aufweisen und die keine Bearbeitung der Welt zur Besserung brachte. Erst der Einsatz von beweglichen Beschlägen half dann die Situation umfassend zu verbessern. Wir leiteten von dieser Beobachtung ab, dass solche Barhufe chronische Entzündungen aufweisen, unter der kein normales Hufwachstum mehr möglich ist. Der Hufschutz stoppt dann den entzündlichen Prozess und erlaubt in der Folge eine positive Entwicklung.
Was uns weiterhin erstaunte, war die Geschwindigkeit, mit der viele Hufe regenerierten. Oftmals reichen ein Wochen und schon stellt sich die Hufsituation komplett anders dar, in einigen Fällen dauerte es sogar nur ein paar Tage.
Mit Wachstum waren diese Prozess oftmals nicht zu erklären, so dass wir vermuten, dass wir eine rezeptorgesteuerte muskuläre Wirkung haben. Erklärbar wäre das über die tiefe Beugesehne, die am Hufbeins ansetzt. Deren Muskulatur könnte die Lage des Hufbeins so verändern, dass die Sohle angehoben wird.
Die Wirkung der Rezeptoren auf die Muskulatur ist erwiesen. Es befinden sich auch sehr viele Rezeptoren in den beweglichen Teile des Hufes, sprich dem Ballenbereich, auch das wurde schon nachgewiesen.
Das wiederum würde auch erklären, warum der bewegliche Beschlag diese immense Wirkung hat und der starre eben nicht. Unter starren Beschlägen kann sich der Huf nicht vertikal verschieben, sondern allenfalls horizontal. Das könnte erklären, warum die Rezeptoren bei starren Beschlägen nicht angesprochen werden.
Ob sich die Wirkung tatsächlich so erklärt, wie wir vermuten, kann vielleicht eines Tages die Wissenschaft beantworten.
Welchen Typ von Beschlag verwenden wir?
Easyshoe Performance
Als sehr hilfreich hat sich der Easyshoe Performance und der Easyshoe Performance N/G erwiesen. Dabei ist es egal, ob man klebt oder nagelt. Die vertikale Beweglichkeit, bei gleichzeitigem guten Schutz der Sohle, garantiert fast sicher eine Besserung. Nur bei ganz extrem entglittene Hufen kommen auch diese Beschläge in Schwierigkeiten bzw. braucht es viele Monate Geduld, bis sich erste positive Entwicklungen zeigen.
Costin Horseshoe
Diesen Beschlag gibt es noch gar nicht in Deutschland, aber er ist bezüglich Hufregeneration sehr interessant. Wenn wir es korrekt beobachtet haben, dann ist die positive Wirkung bezüglich Sohlenbildung und Wachstum nochmals besser als beim Easyshoe. Vermutlich weil er wegen des fehlenden Stegs noch beweglicher ist. Es ist zudem ein sehr leichter und einfach zu verarbeitender Hufbeschlag, der sich auch mittels Laschensystem aufkleben lässt.
Klassische Klebeschale mit Polster
Die Wirkung der klassischen Klebeschale, z.B. von Easycare, Renegade oder Floatingboot, ist in der Geschwindigkeit nicht vergleichbar mit den vorgenannten Lösungen. Aber manchmal sind die Schalen aus anderen Gründen vorzuziehen und dann sollte man wissen, dass mit etwas mehr Geduld bzw. bei nicht zu schweren Problemfällen, auch hier eine positive Wirkung zu erwarten ist.
Duplos
Wir verwenden den Duplo sehr oft. In leichten Fällen kann die Beweglichkeit der Duplo im Trachtenbereich ausreichen, um eine Besserung der Wölbung zu erzielen. Die Beweglichkeit des Duplos reicht in der Regel auch aus, um einen einmal erreichten guten Zustand zu erhalten. Für gravierende Fälle erscheint uns aber die Beweglichkeit zu gering, um schnell maximale Besserung zu erzielen.
Hufschuhe
Unsere Erfahrungen mit Hufschuhen, scheinen die Theorie über die Wirkmechanismen zu bestätigen. Die größte Wirkung im Bereich der Sohlenwölbung, beobachteten wir beim Floatingboot. Er weist konstruktionsbedingt die größte Beweglichkeit im Sohlenbereich auf. Hufschuhe eigenen sich aber nur begrenzt als dauerhafter Hufschutz, so dass ein paar Wochen konsequenter Schutz, wie es viele Sohlen ohne Wölbung zu brauchen scheinen, schwer zu verwirklichen sind.
Empfehlung
Hufbearbeiter, die eine Besserung der Sohlenwölbung anstreben, sollten sich mit dem Thema „flexibler Hufschutz“ ernsthaft beschäftigen. Mittlerweile bietet der Markt auch brauchbare Systeme, so dass zumindest deren phasenweiser Einsatz gut umsetzbar ist.